"Was für einen Sinn hat es, immer nüchtern zu sein?"

Wie Frauen Cannabis konsumieren

Kolte, Birgitta

(Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit; Bd. 10)


Die Legalisierung von Cannabis wird bei uns noch immer heftig und kontrovers diskutiert. Immer lauter und vielfältiger werden dabei die Stimmen derer, die kritisch mit der herrschenden staatlichen Drogenpolitik der Prohibition und Repression umgehen und auf deren negative Folgen hinweisen. Alte Mythen, Tabus und Denkverbote, die dieser Art der Drogenpolitik zugrundeliegen, werden entlarvt, Gedankengefängnisse aufgebrochen, neue Sichtweisen auf den Konsum von Drogen entwickelt.
Aufklärung und Entmystifizierung sind dabei die Forderungen an eine sozialwissenschaftliche, emanzipatorische Drogenforschung, die nicht so sehr auf die Substanz zielt, sondern deren jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext untersucht. Solche kulturellen Zuschreibungen beeinflussen sowohl unser Denken über - legale und illegalisierte - Drogen, wie aber auch unseren Umgang mit diesen Drogen und mit deren KonsumentInnen.
In diesem Buch kommen zwölf Frauen zu Wort, die seit vielen Jahren Cannabis konsumieren. In qualitativ orientierten Interviews werden sie nach ihren Erfahrungen, ihrem Umgang mit Cannabis, nach den Motiven ihres Konsums, den Auswirkungen der Illegalität und vielem mehr befragt. Ihre Aussagen und Lebenswirklichkeit belegen die Existenz eines sozial integrierten Konsums, bestätigen die Eingebundenheit dieser einheimischen pflanzlichen Droge - die von den Vorkämpfern der Prohibition noch immer als "kulturfremd" bezeichnet wird - in unseren gegenwärtigen gesellschaftlichen Alltag.
Diese Studie ermöglicht zugleich auch einen "anderen Blick" auf die Drogengebrauchs-Erfahrungen von Frauen. In kritischer Auseinandersetzung mit der traditionellen "Frauen- und Sucht-Thematik" und dem damit verbundenen feministischen Diskurs werden diese Frauen wegen ihres Drogenkonsums nicht als "defizitär" pathologisiert, also als krank und süchtig angesehen, sondern als eigenständige Personen, die ihren Drogenkonsum selbstverantwortlich, lustvoll und nach eigenen Wünschen gestalten und kontrollieren.


Inhalt:

Vorwort
  1. Einführung
    1. Einleitung
    2. Die deutsche Drogenpolitik
    3. Cannabissituation in der BRD
  2. Forschungsstand
    1. Die frauenspezifische Drogenforschung und der femisistische Diskurs
    2. Zur sozialwissenschaftlichen Cannabisforschung
  3. Vorstellung der Erhebungsmethode
    1. Kontext der Arbeit
    2. Methode
    3. Die Kontaktaufnahme
    4. Die Interviews
    5. Der Fragebogen
  4. Kurzportraits der Interviewpartnerinnen
  5. Zusammenfassende Auswertung
    1. Erstkonsum
    2. Kunsum-Menge und Frequenz
    3. Applikationsformen
    4. Erwerb der Droge
    5. Der Gebrauch anderer Drogen
    6. Umstände des Gebrauchs
    7. Konsumregeln und -rituale
    8. Die schönen Seiten der Droge
    9. Zwischen Genuß und Rausch
    10. Die Schattenseiten der Droge
    11. Seelische und körperliche Erfahrungen beim Cannabiskonsum - eine Bilanz
    12. Das Amotivationale Syndrom
    13. Der Flash-Back
    14. Auswirkungen der Kriminalisierung
    15. Meinungen zur Entkriminalisierung
    16. Das Wissen über die Droge
    17. "Kiffen" Frauen anders? - Über die Bedeutung der Geschlechter-Rollen beim Cannabiskonsum
  6. Der alltägliche Genuß und das Leben mit der Straftat - ein Schlußwort
  7. Literatur

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