Szenealltag im Kontaktcafé
Eine sozial-ökologische Analyse akzeptanzorientierter Drogenarbeit
Schroers, Arthur
(Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit; Bd. 6)
- 1995
- 211 S.
- 6 Abb.
- 14,8 x 21 cm
- dt.
- EUR 16,00
- ISBN 3-86135-065-3
Das sogenannte Kontaktcafé ist zum Kristallisationspunkt einer niedrigschwelligen, akzeptanzorientierten Drogenarbeit geworden. Um so mehr vewundert es, daß bis heute keine sozial-ökologische Studie vorliegt, die die innere Dynamik, das Alltagsgeschehen der Drogenszene im Kontaktcafé selbst analytisch aufarbeitet und daraus Konsequenzen für eine pragmatisch orientierte und schadensbegrenzende Drogenarbeit gezogen hat. Dieser Band versucht nun, diese Forschungs- und Praxislücke zu schließen.
In diesem Forschungs-Praxisbericht wird mit Hilfe qualitativer Forschungsinstrumentarien die Prozeßdynamik des institutionellen Geschehens im Kontaktcafé aus der Subjektperspektive sowohl der "Besucher" als auch der professionellen Mitarbeiter analytisch und unmittelbar praxisbezogen aufgeschlüsselt. Hierbei wird wohl zum ersten Mal in der Drogenforschung ein kontext- und subjektnahes Forschungsdesign (die sogenannte Behavior-Setting-Analyse) gewählt, das den "Lebensraum" Kontaktcafé erlebnis- und erfahrungsbezogen in seinem "natürlichen" Ablauf darstellt bzw. in der Lage ist, ihn "dicht" zu beschreiben.
Mit dieser Forschungsarbeit, die über den Forschungs-Praxisverbund INDRO e.V. abgewickelt wurde, wird zum einen der Alltag von Drogenabhängigen plastisch und lebensweltnah rekonstruiert und zum anderen das mögliche Unterstützungspotential des Hilfsangebots "Kontaktcafe" verdeutlicht.
Abgeschlossen wird diese Untersuchung durch die Formulierung von Konsequenzen und Perspektiven für die Theorie, Forschung und Praxis akzeptanzorientierter Drogenarbeit.
Inhalt:
Einleitung
I. Forschungsstand: Der Stellenwert von Kontaktläden im Kontext bundesdeutscher Drogenpolitik, Drogenhilfe und Drogenforschung
- Zur Drogenproblematik - Eine theoretische Bezugnahme zum Forschungsgegenstand
- Kultur-Drogen vs. Verbot(s)-Kultur
- Drogenambivalenzen
- Das generalpräventive Ziel einer drogenfreien Gesellschaft und der Drogenkrieg
- Die Wechselwirkung der Imperative Prohibition und Markt
- Die Folgen der Prohibition
- Der Diskurs zur Liberalisierung von Drogen und Entdramatisierung des Drogengebrauchs
- Für eine Drogen-Kultur-Politik
- Entstehung und Entwicklung des deutschen Drogenhilfesystems
- Niedrigschwellige und Akzeptanzorientierte Drogenarbeit
- Möglichkeiten und Grenzen der Kontaktladenarbeit
- Bilanz der Forschung zu Modellen und Projekten niedrigschwelliger Drogenhilfe und Kontaktladenarbeit
- Evaluationsergebnisse niedrigschwelliger Drogenarbeit
- Bilanz und Kritik an methodischen wie auch inhaltlichen Gesichtspunkten der Forschung zur Praxis der Kontaktladenarbeit
- Fragestellung der eigenen Studie und eine geeignete Methodik
II. Methodologie und Methodik
- Methodologie
- Methodik: Zugang der Datenerhebung und Datenanalyse
- Forschungsverlauf der empirischen Untersuchung
- Instrumente der Datenerhebung
- Teilnehmende Beobachtung
- Qualitatives Interview
- Fragebogen, Info-Buch und Forschungstagebuch
- Verfahrensweise und konkrete Kriterien der Auswertung und Analyse der Untersuchungsdaten
- Auswertungsverfahren
- Analysekonzeption
- Validierungsmethode und Validität der Daten
- Zusammenfassung, Darlegung des Forschungsinteresses und Benennung der konkreten Analyseeinheiten
III. Ergebnisse der Handlungsanalyse
- Organisationsstrukturelle Rahmenbedingungen des Kontaktcafés
- Gruppierungen im Kontaktcafé
- Die Besucher und Besucherinnen des Kontaktladens: Charakteristika und Individualprofile
- Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Einrichtung: Motive ihrer Tätigkeit, Leitbilder, Deutungsmuster und subjektiv vertretene Konzeptionalisierung ihrer Funktion im Rahmen akzeptanzorientierter Drogenarbeit
- Alltagshandeln im Drogenkontaktladen
- Standortbedingungen des Kontaktladens
- Merkmalsbereich sozialer Normen/Konventionen
- Merkmalsbereich sozialer Befugtheit und Verantwortung
- Objektbezogener Merkmalsbereich
- Der architektonisch-topographische Merkmalsbereich
- Der Merkmalsbereich Setting-Programm
- Temporaler Merkmalsbereich
- Belastungen der MitarbeiterInnen im Rahmen ihrer Tätigkeit im Drogenkontaktladen und Reaktionsformen
- Belastungen
- Reaktionsformen auf Belastung
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IV. Diskussion der Ergebnisse, Konsequenzen und Perspektiven für die Theorie, Forschung und Praxis akzeptanzorientierter Drogenarbeit
- Einleitende Bemerkungen
- Zusammenfassung der Analyseergebnisse
- Kontaktladenarbeit zwischen Institutionalisierung und Lebensweltorientierung
- Einige metatheoretische Überlegungen zum Verhältnis von System und Lebenswelt
- Die Spezifika der niedrigschwelligen und akzeptanzorientierten Kontaktladenarbeit an den Spannungspolen von System und Lebenswelt
- Drogenkontaktladenarbeit im Paradoxum von Prohibition und Akzeptanz
- Drogenkontaktladenarbeit zwischen Institution und Lebenswelt
- Distanz und Identifikation als Spannungspole der helfenden Beziehung
- Zu einem Handlungsmodell akzeptanzorientierter Drogenkontaktladenarbeit
- Sozialraum Kontaktladen - eine andere Sicht auf die Drogenarbeit
- Probleme und Chancen einer Professionalisierung der Kontaktladenarbeit
- Zum Stellenwert der Kontaktladenarbeit: Anschlußfähigkeit und Wirkungen
- Perspektiven akzeptanzorientierter Kontaktladenarbeit
- Vernetzung und Kooperation
- Zu den Möglichkeiten eines regulierten und kultivierten Drogengebrauchs: Freiräume für den Drogengebrauch und Originalstoffvergabe
- Fazit
Literaturverzeichnis
Anlage