Methadon- und Codeinbehandlung
Erfahrungen, Forschungsergebnisse, Konsequenzen
Gerlach, Ralf / Schneider, Wolfgang
(Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit; Bd. 3)
- 1994
- 160 S.
- 27 Schaubilder u. Tabellen
- 14,8 x 21 cm
- dt.
- EUR 14,00
- ISBN 3-86135-062-9
Methadon- und Codeinbehandlung bei Drogenabhängigen stehen weiterhin im Zentrum der Diskussion in Drogenhilfe und Drogenpolitik. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, daß sich ausschließlich abstinenzorientierte Konzepte und Strategien im Drogenhilfebereich als weitgehend ineffizient erwiesen haben. Seit Mitte der achtziger Jahre befindet sich die Drogenarbeit jedoch in einer Umbruchphase. Ausgelöst wurde dieser Richtungswechsel weg von einer stringent abstinenzorientierten Drogenhilfe hin zu einer akzeptanzorientierten Drogenarbeit durch mehrere Faktoren. Maßgeblich war hier nicht nur die geringe Reichweite des eher hochschwelligen Drogenhilfesystems. Die sich von Jahr zu Jahr erhöhende Zahl von Drogentodesfällen, die zunehmende gesundheitliche und soziale Verelendung der Drogenabhängigen in den öffentlichen Drogenszenen sowie ständig steigende gesellschaftliche Sekundärkosten (Beschaffungskriminalität etc.) "zwangen" zu einem Beschreiten neuer Wege. Die starke Verbreitung der HIV-Infektionen und das Aufkommen der Immunschwächekrankheit AIDS unter intravenös applizierenden Drogenkonsumenten taten ein übriges, um auch in der BRD Methadon- und Codeinbehandlungen langsam salonfähig zu machen.
Dieser Band stellt einen ersten Versuch dar, die "Historie" der Methadon- und Codeinsubstitution im internationalen und nationalen Bereich nachzuzeichnen. Im zweiten Teil des Buches werden die Ergebnisse einer eigenen empirischen Erhebung "Substitutionsbehandlungen durch niedergelassene Ärzte in NRW" präsentiert. Darüber hinaus werden - exemplarisch - anhand biographischer Interviews drogale Entwicklungsverläufe und ihre Bedeutung für die Aufnahme einer Substitutionsbehandlung aus der subjektiven Sicht der Betroffenen lebensnah veranschaulicht.
Abgeschlossen wird diese Untersuchung durch die Konzeptualisierung einer psycho-sozialen Substitutionsbegleitung als alltags- und betroffenennahe Hilfe.
Inhalt:
I. Substitutionsbehandlungen mit Methadon und Dihydrocodein
- Methadon
- Grundlagen der Methadonsubstitution
- Entdeckung des Opioids Methadon
- Klinische Eigenschaften - Eignung als Heroinsubstitut
- Typologie der Methadonprogramme und -behandlungen
- Internationale Entwicklung der Substitutionsbehandlung mit Methadon
- Zum aktuellen internationalen Forschungsstand
- Bundesdeutsche Erfahrungen mit Methadonbehandlungen: Eine historische Rekonstruktion
- Aktuelle Praxis der Methadonsubstitution und aktueller Stand der Forschung in der BRD
- Aktuelle Substitutionspraxis
- Zum aktuellen Forschungsstand in der BRD
- Dihydrocodein-Substitution
II. Substitutionsbehandlungen durch niedergelassene Ärzte in NRW
- Einleitung
- Auswertung der Betroffenenfragebögen
- Datenbasis
- Altersverteilung
- Geschlechterverteilung
- Schulbildung
- Berufsqualifikation
- Einstiegsalter in den Gebrauch illegalisierter Drogen
- HIV-Status
- Stationäre Therapieerfahrungen
- Gefängnisaufenthalte
- Distanz zwischen Einstieg in den Opiatgebrauch und Substitutionsbeginn
- Substitutionsdauer
- Substitutionsmittel
- Dosisangaben zu L-Polamidon
- Dosierung von Remedacen
- Behandelnde Institutionen und Kostenträger
- Vergabepraxis an Wochenenden und Feiertagen
- Substitution und Urlaub
- Behandlungsmotivation
- Behandlungsform
- Wartezeit bis Substitutionsbeginn
- Indikationskriterien
- Behandlungsauflagen
- Behandlungsverträge
- Parallelgebrauch von Drogen
- Urinkontrollen
- Psychosoziale Begleitbetreuung
- Andere Behandlungsauflagen
- Beurteilung der Substitutionsdosis
- Verlangen nach Parallelgebrauch von Drogen
- Zufriedenheit mit dem Substitutionsmittel
- Subjektiver Gesundheitszustand
- Nebenwirkungen der Substitutionsmittel
- Bestreitung des Lebensunterhaltes
- Berufssituation
- Wohnsituationswandel
- Veränderte soziale Kontakte/Beziehungen
- Kontakt zur Drogenszene
- Freizeitsituation
- Soziale Integration
- Problembelastung
- Vor- und Nachteile der eigenen Substitutionbehandlung
- Ausweitung von Substitutionsmaßnahmen und Senkung der Zugangsschwellen
- Mitspracherecht der Substituierten
- Heroin als Substitutionsmittel
- Anmerkungen zum Fragebogen
- Auswertung der Ärztefragebögen
- Datenbasis
- Kurzauswertung der Fragebögen nicht-substituierender Ärzte
- Begründung für die Nicht-Durchführung von Substitutionbehandlungen
- Sonstiges
- Auswertung der Fragebögen substituierender Ärzte
- Verordnete Substitutionsmittel und Jahr der Behandlungsaufnahme
- Polamidon-Patienten
- Aufnahmelimit pro Arztpraxis
- Wartelisten
- Behandlungserfolge und -mißerfolge
- Veränderte Arbeitsbedingungen
- Anträge gemäß 2.8 NUB
- Indikationskriterien
- Arbeitsbedingungen
- Psychosoziale Begleitbetreuung
- Polamidon und Fahrtüchtigkeit
- Heroin-/Morphinverabreichung
- Zusammenfassung
III. Qualitative Auswertung der narrativ-orientierten Interviews
- Methodologische Grundlegung
- Narrativ-orientiertes Interview
- Auswertungsverfahren: Die Erstellung von Individualprofilen
- Individualprofile von Substituierten
- Individualprofil "Horst"
- Individualprofil "Klaus"
- Individualprofil "Ludger"
- Individualprofil "Franz"
- Individualprofil "Claudia"
- Zusammenfassende Kurzinterpretation
IV. (Psycho-)Soziale Substitutionsbegleitung
Literatur