Methadon- und Codeinbehandlung

Erfahrungen, Forschungsergebnisse, Konsequenzen

Gerlach, Ralf / Schneider, Wolfgang

(Studien zur qualitativen Drogenforschung und akzeptierenden Drogenarbeit; Bd. 3)


Methadon- und Codeinbehandlung bei Drogenabhängigen stehen weiterhin im Zentrum der Diskussion in Drogenhilfe und Drogenpolitik. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, daß sich ausschließlich abstinenzorientierte Konzepte und Strategien im Drogenhilfebereich als weitgehend ineffizient erwiesen haben. Seit Mitte der achtziger Jahre befindet sich die Drogenarbeit jedoch in einer Umbruchphase. Ausgelöst wurde dieser Richtungswechsel weg von einer stringent abstinenzorientierten Drogenhilfe hin zu einer akzeptanzorientierten Drogenarbeit durch mehrere Faktoren. Maßgeblich war hier nicht nur die geringe Reichweite des eher hochschwelligen Drogenhilfesystems. Die sich von Jahr zu Jahr erhöhende Zahl von Drogentodesfällen, die zunehmende gesundheitliche und soziale Verelendung der Drogenabhängigen in den öffentlichen Drogenszenen sowie ständig steigende gesellschaftliche Sekundärkosten (Beschaffungskriminalität etc.) "zwangen" zu einem Beschreiten neuer Wege. Die starke Verbreitung der HIV-Infektionen und das Aufkommen der Immunschwächekrankheit AIDS unter intravenös applizierenden Drogenkonsumenten taten ein übriges, um auch in der BRD Methadon- und Codeinbehandlungen langsam salonfähig zu machen.
Dieser Band stellt einen ersten Versuch dar, die "Historie" der Methadon- und Codeinsubstitution im internationalen und nationalen Bereich nachzuzeichnen. Im zweiten Teil des Buches werden die Ergebnisse einer eigenen empirischen Erhebung "Substitutionsbehandlungen durch niedergelassene Ärzte in NRW" präsentiert. Darüber hinaus werden - exemplarisch - anhand biographischer Interviews drogale Entwicklungsverläufe und ihre Bedeutung für die Aufnahme einer Substitutionsbehandlung aus der subjektiven Sicht der Betroffenen lebensnah veranschaulicht.

  • Abgeschlossen wird diese Untersuchung durch die Konzeptualisierung einer psycho-sozialen Substitutionsbegleitung als alltags- und betroffenennahe Hilfe.


    Inhalt:

    I. Substitutionsbehandlungen mit Methadon und Dihydrocodein
    1. Methadon
      1. Grundlagen der Methadonsubstitution
        1. Entdeckung des Opioids Methadon
        2. Klinische Eigenschaften - Eignung als Heroinsubstitut
        3. Typologie der Methadonprogramme und -behandlungen
      2. Internationale Entwicklung der Substitutionsbehandlung mit Methadon
      3. Zum aktuellen internationalen Forschungsstand
      4. Bundesdeutsche Erfahrungen mit Methadonbehandlungen: Eine historische Rekonstruktion
      5. Aktuelle Praxis der Methadonsubstitution und aktueller Stand der Forschung in der BRD
        1. Aktuelle Substitutionspraxis
        2. Zum aktuellen Forschungsstand in der BRD
    2. Dihydrocodein-Substitution
    II. Substitutionsbehandlungen durch niedergelassene Ärzte in NRW
    1. Einleitung
    2. Auswertung der Betroffenenfragebögen
      1. Datenbasis
      2. Altersverteilung
      3. Geschlechterverteilung
      4. Schulbildung
      5. Berufsqualifikation
      6. Einstiegsalter in den Gebrauch illegalisierter Drogen
      7. HIV-Status
      8. Stationäre Therapieerfahrungen
      9. Gefängnisaufenthalte
      10. Distanz zwischen Einstieg in den Opiatgebrauch und Substitutionsbeginn
      11. Substitutionsdauer
      12. Substitutionsmittel
      13. Dosisangaben zu L-Polamidon
      14. Dosierung von Remedacen
      15. Behandelnde Institutionen und Kostenträger
      16. Vergabepraxis an Wochenenden und Feiertagen
      17. Substitution und Urlaub
      18. Behandlungsmotivation
      19. Behandlungsform
      20. Wartezeit bis Substitutionsbeginn
      21. Indikationskriterien
      22. Behandlungsauflagen
        1. Behandlungsverträge
        2. Parallelgebrauch von Drogen
        3. Urinkontrollen
        4. Psychosoziale Begleitbetreuung
        5. Andere Behandlungsauflagen
      23. Beurteilung der Substitutionsdosis
      24. Verlangen nach Parallelgebrauch von Drogen
      25. Zufriedenheit mit dem Substitutionsmittel
      26. Subjektiver Gesundheitszustand
      27. Nebenwirkungen der Substitutionsmittel
      28. Bestreitung des Lebensunterhaltes
      29. Berufssituation
      30. Wohnsituationswandel
      31. Veränderte soziale Kontakte/Beziehungen
      32. Kontakt zur Drogenszene
      33. Freizeitsituation
      34. Soziale Integration
      35. Problembelastung
      36. Vor- und Nachteile der eigenen Substitutionbehandlung
      37. Ausweitung von Substitutionsmaßnahmen und Senkung der Zugangsschwellen
      38. Mitspracherecht der Substituierten
      39. Heroin als Substitutionsmittel
      40. Anmerkungen zum Fragebogen
    3. Auswertung der Ärztefragebögen
      1. Datenbasis
      2. Kurzauswertung der Fragebögen nicht-substituierender Ärzte
        1. Begründung für die Nicht-Durchführung von Substitutionbehandlungen
        2. Sonstiges
      3. Auswertung der Fragebögen substituierender Ärzte
        1. Verordnete Substitutionsmittel und Jahr der Behandlungsaufnahme
        2. Polamidon-Patienten
        3. Aufnahmelimit pro Arztpraxis
        4. Wartelisten
        5. Behandlungserfolge und -mißerfolge
        6. Veränderte Arbeitsbedingungen
        7. Anträge gemäß 2.8 NUB
        8. Indikationskriterien
        9. Arbeitsbedingungen
        10. Psychosoziale Begleitbetreuung
        11. Polamidon und Fahrtüchtigkeit
        12. Heroin-/Morphinverabreichung
    4. Zusammenfassung
    III. Qualitative Auswertung der narrativ-orientierten Interviews
    1. Methodologische Grundlegung
    2. Narrativ-orientiertes Interview
    3. Auswertungsverfahren: Die Erstellung von Individualprofilen
    4. Individualprofile von Substituierten
      1. Individualprofil "Horst"
      2. Individualprofil "Klaus"
      3. Individualprofil "Ludger"
      4. Individualprofil "Franz"
      5. Individualprofil "Claudia"
    5. Zusammenfassende Kurzinterpretation
    IV. (Psycho-)Soziale Substitutionsbegleitung

    Literatur


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