In diesem Buch setzt sich der Autor mit der zentralen Frage der klassischen Psychoanalyse, dem Ödipuskomplex, auseinander. Er würdigt durchaus den Verdienst Sigmund Freuds, weil gerade er selbst das Handwerkszeug geschaffen hat, mit dem es erst möglich geworden ist, auch Freudsches Gedankengut in Frage zu stellen. Anhand von Vergleichen einer Auswahl altgriechischer Sagen zeigt Szonn, daß das Ödipusthema nur eines von vielen aus dem Bereich der Vater-Sohn-Beziehung ist. Er weist sogar nach, daß es eine Hierarchie dieser Beziehungen gibt, die vom Vatermord bis zu intensivstem Miteinander von Vater und Sohn reichen, und daß die Art dieser Beziehungen davon abhängt, in welchem Maße der Vater seinen Sohn angenommen bzw. abgelehnt hat.
Die Folgerung daraus ist, daß Freud mit der Ödipussage eine willkürliche Wahl getroffen hat. Die Ursachen dieser Einseitigkeit liegen sowohl in Freuds Biographie wie auch in seinem Charakter. Ihre Darstellung wird manchem Leser neue Seiten am Begründer der Psychoanalyse aufzeigen. Doch neigt der Autor nicht dazu, einen der bedeutendsten Geister der europäischen Neuzeit demontieren zu wollen. Er möchte nur die Relativität der Aussagen aufzeigen, die von manchen Psychoanalytikern auch heute noch als die unverzichtbaren Kerngedanken jeder Psychotherapie angesehen werden.
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