(Ethnomedizin und Bewußtseinsforschung / Ethnomedicine and the Study of Consciousness)
Zu Anfang des 19. Jh. sorgten in Marseille die Orientalischen Fröhlichkeitspillen für Aufregung. Es gab Meldungen von Vergiftungen und erstaunlichen Wirkungen. Das Rezept der Pillen ist in einem alten Giftpflanzenbuch überliefert worden und nennt als wichtige Bestandteile Stechapfelsamen, Rohopium, Cannabis und einige Gewürze. Diese potenten Pillen sollen unbeschreibliches Wohlbefinden erregen. Ihre Rezeptur steht nicht isoliert da; es gibt verwandte Präparate im ganzen Orient. Dort wurden und werden sie als stimulierende psychoaktive Aphrodisiaka benutzt und auch als Heilmittel bei verschiedenen Krankheiten (z.B. Impotenz, Altersschwäche, Nervenleiden) verschrieben. Im Mittelalter kamen in Mitteleuropa unter der Bezeichnung Theriak ähnliche Rezepturen auf. Selbst die Hexen- und Flugsalben der frühen Neuzeit haben eine den Orientalischen Fröhlichkeitspillen ähnliche Zusammensetzung und pharmakologische Synergie. In dem vorliegenden Buch wird ein ethnopharmakologischer Versuch unternommen, die Rezepte der Fröhlichkeitspillen und verwandter Präparate zu rekonstruieren, deren psychotrope und pharmakologische Wirkungen zu analysieren und eine kulturgeschichtliche Einordnung durchzuführen.
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