Am Ursprung der Sehnsucht
Tiefenpsychologische Wachbewußtseinszustände am Beispiel des Anästhetikums KETANEST
Ralf H. Bolle
(Ethnomedizin und Bewußtseinsforschung / Ethnomedicine and the Study of Consciousness)
- 1988
- 194 Seiten
- zahlr. Abb. u. Tab.
- 14,8 x 21 cm
- dt.
- EUR 18,00
- ISBN 978-3-927408-06-9
Veränderte Wachbewußtseinszustände standen seit den frühesten Tagen der Menschheit im Zentrum der kulturellen Entwicklung. Oft spielten psychoaktive Substanzen bei Ritualen eine wesentliche Rolle. Weisheit, religiöses Wissen und die Kraft, Krankheiten zu heilen, stehen in archaischen Gesellschaften im Zusammenhang mit diesen Erlebnisbereichen. Die naturwissenschaftlich orientierte Medizin hat sich immer wieder mit diesen Substanzen auseinandergesetzt und dabei versucht, die "heilenden Kräfte" zu verstehen und in unserem Kulturkreis nutzbar zu machen.
Dieses Buch schlägt eine Brücke zwischen einer psychoanalytischen Betrachtungsweise und den veränderten Wachbewußtseinszuständen. Am Beispiel der Traumerlebnisse, die unter dem Anästhetikum KETANEST auftreten, veranschaulicht der Autor den Prozeß der Entwicklung der menschlichen Psyche von einem harmonischen Zustand der Ur-Einheit bis hin zur schmerzhaften Auseinander-Setzung mit der inneren und äußeren Welt. Die inneren Bilder und Symbole bilden die Kristallisationskeime für unsere später bewußt erlebten Sehnsüchte, Wünsche und Ängste. Es zeigen sich Verbindungen zur Neuropsychologie, zur prä- und perinatalen Psychologie und zur Psychotherapie. Zusammengenommen ergibt sich ein weit gefaßtes Verständnis der Funktionsprinzipien der menschlichen Psyche, das die therapeutischen Gesichtspunkte eines solchen "Wieder-Erlebens" in einem neuen Licht erscheinen läßt.
Dr. Ralf H. Bolle, (geb. 1955) studierte Medizin in Göttingen und lernte dort die Psychotherapie mit psychoaktiven Substanzen (Psycholyse) kennen, die Prof. Dr. H. Leuner an der Abteilung für Psychotherapie und Psychosomatik der Universität entwickelte und praktizierte. Von 1979 bis 1985 arbeitete er dort als therapeutischer Mitarbeiter, begann die psychotherapeutische Weiterbildung und promovierte über das Traumerleben unter KETANEST. Seit 1985 ist er als Arzt in einer psychiatrischen Klinik tätig.
Inhalt:
- Einige persönliche Vorbemerkungen
- Über die Bedeutung von veränderten Wachbewußtseinszuständen
- Über die kulturhistorische Bedeutung von psychoaktiven Substanzen
- Psychologische Theoriebildungen und veränderte Wachbewußtseinszustände
- Sigmund Freud
- C. G. Jung
- Luc Ciompi
- Zum speziellen Erkenntniswert der Halluzinogenforschung
- Hanscarl Leuner
- Stanislav Grof
- Warum KETANEST? Eine Einführung in die Untersuchung
- Die Eigenschaften von KETANEST - eine Literaturübersicht
- Befunde und Hypothesen zur zentralen Wirkungsweise von KETANEST
- KETANEST und Halluzinationen
- KETANEST und Drogenmißbrauch
- Allgemeine Beobachtungen über die Inhalte und Formen der KETANEST-Traumerlebnisse
- Zur Methodik dieser Untersuchung
- Versuchsanordnung
- Dosierung
- Vorbereitungsphase
- Versuchsphase
- Die Sitzung im Zusammenhang
- Aspekte des interaktionellen Verhaltens des Versuchsleiters
- Versuchspersonen
- Psychologische Testverfahren
- Die Ergebnisse der KETANEST-Untersuchung
- Zusammenfassender Überblick
- Allgemeine Phänomenologie des Erlebens unter KETANEST im psycholytischen Setting
- Darstellung der klinischen Beobachtungen unter tiefenpsychologischen Gesichtspunkten
- Einführung in die KETANEST-Traumwelt
- "Die vorgeburtliche Entwicklung" – ein theoretischer Exkurs
- Erleben von Symbiose
- Das Wasser als Beispiel einer entdifferenzierten Umwelt
- Der Beginn der Differenzierung der Umwelt am Beispiel des Wassers
- Entwicklungsrichtungen der Differenzierung am Beispiel des Wassers
- Luft, Fliegen und Schweben
- Die Erde und Formen undifferenzierter Umwelt
- Einheits-, Glücks- und Omnipotenzgefühle
- Körpererleben
- Begriffe aus Theorien zur Entwicklung des Körpererlebens
- Auflösung des Körpererlebens
- Störungen in der Kontinuität des Körpererlebens
- Veränderungen der Körperfühlsphäre und des Körpergefühls
- Erleben von fremdartigen Körperstellungen
- Metaphern des Geburtsvorganges
- Die Formen der Angst
- Bruch in der harmonischen Verschränkung mit der Umwelt und Angst
- Die Inhalte der Angst: Die primitiven Agonien
- Die Angst, in Stücke zu fallen und die Angst, keine Beziehung zum Körper zu haben
-
Die Angst, unaufhörlich zu fallen
-
Die Angst, keine Orientierung zu haben
-
Die Angst vor totaler Isolierung, weil keine Mittel zur Kommunikation vorhanden sind
- Auftreten von früheren und späteren Objektrepräsentanzen
- Augen und Augenpaare als frühe Objektrepräsentanzen
-
Das Erscheinen späterer Objektrepräsentanzen: andere Personen
- Merkmale der Übertragungsbeziehung
- Empfinden von Vertrauen und Verständnis
-
Ich-stützende Hilfe
- Projektionen auf den Versuchsleiter
-
Auftreten von Abwehrmechanismen
-
Inhalte aus späteren Entwicklungsphasen
-
Sexuelle Inhalte
- Was nun? Ausblicke und Perspektiven
- Beziehungen zu den Ergebnissen der modernen Hirnforschung
- Einige Gedanken zu den allgemeinen Organisationsprinzipien der menschlichen Psyche
- Psychotisches Erleben und veränderte Wachbewußtseinszustände
- Therapeutische Aspekte der Psychotherapie mit psychoaktiven Substanzen
- Anhang
- Fragebogen I: "Symptome"
- Fragebogen II: "Erleben während der Sitzung"
- Fragebogen III: APZ "Ätiologie unabhängige Strukturen veränderter Wachbewußtseinszustände" (DITTRICH 1985)
- Fragebogen IV: "Polaritätenprofil" (LEUNER)
- Literaturverzeichnis