Hg./Ed.: Museum für Völkerkunde Dresden
Der Band 54 der Abhandlungen und Berichte widmet sich in zwei längeren Beiträgen der Region Mexiko. Im Mittelpunkt stehen zwei bisher wenig bekannte bzw. noch nicht veröffentlichte Quellen früher europäischer Autoren. Der kroatische Philosoph, Lehrer und Jesuit Johannes Maria Rattkay wurde 1681 von Leopold I. in das spanische Kolonialgebiet Nueva España entsandt, um den im Norden der Kolonie lebenden Tarahumaras (Rarámuri) den christlichen Glauben zu bringen. Er war in dieser Gegend im heutigen Nordwestmexiko im 17. Jh. einer der ersten Europäer, der die Tarahumaras ausführlich beschrieb. Seine Schriften, ein Brief (1681) und eine ausführliche Monographie (1683), wurden von Josef Stöcklein SJ (1726–1758) und von Mareike Einfalt (2008) transkribiert und übersetzt, und werden nun von Claus Deimel mit umfassenden Anmerkungen versehen, kommentiert und als Beitrag zum Geschichtswerk der Sierra Tarahumara und der Rarámuri vorgelegt.
Die zweite, bisher unveröffentlichte historische Quelle, die sich im Besitz des Völkerkundemuseums Herrnhut befindet, konnte dem Kaufmann Karl Emil Holm zugewiesen werden, der um die Mitte des 19. Jh. eine Reise von Deutschland nach Mexiko unternahm. Sie umfasst zwei Tagebücher aus den Jahren 1843 und 1846. Der Text wird von Katrin Müller de Gámez transkribiert und in seinen historischen Bezügen erläutert. Die detailreichen Schilderungen Holms geben dabei einen Eindruck von den Reisebedingungen vor mehr als 160 Jahren und stellen eine historische Momentaufnahme im damaligen Mexiko dar.
C. Deimel und K. Müller de Gámez heben hervor, dass die durch ihre Zeit und kulturellen Muster geprägten Autoren kritisch gelesen werden müssen und machen gleichzeitig deutlich, dass diese Aufzeichnungen wichtige Quellen für die Geschichts- und Sozialforschung darstellen.
Inhalt:
Tagebuch des deutschen Kaufmanns Karl Emil Holm von einer Reise nach Mexiko aus dem 19. Jahrhundert
Transkription und Kommentar: Katrin Müller de Gámez, Berlin