(Studien zur Theorie der Biologie Band 3)
Dieses Buch untersucht das botanische Werk einer wichtigen Integrationsfigur der neuzeitlichen Naturgeschichte: Carl von Linné (1707-78). Bisher hat die Biologiegeschichte dieser Figur zwei Gesichter gegeben: Dem "Empiriker" wurde der "Systematiker" ebenso entgegengesetzt, wie der sinnlich erfahrbaren Mannigfaltigkeit der Pflanzen das auch von Linné sogenannte "Natürliche System". Dieses Buch nutzt sein botanisches Werk hingegen erstmals, um Einblick in die historische Epistemologie naturgeschichtlicher Forschung zu nehmen, deren Abstraktionsprodukt das "Natürliche System" ist. Im Ergebnis stellt es dieses System als ein System universeller Äquivalenzbeziehungen dar, das seine sachliche Begründung im Austausch von Pflanzensamen unter botanischen Gärten fand. Damit zeigt dieses Buch, daß auch die "bloß" beschreibende Naturgeschichte ihre Gegenstände nicht unvermittelt vorfand, sondern wie experimentierende Wissenschaften erst in den unvorwegnehmbaren Resultaten einer ihr eigentümlichen Forschungspraxis.
Mit seinen umfangreichen Quellenzitaten sowie Namens-, Stellen- und Wortindex ist dieses Buch außerdem für jeden ein unverzichtbares Instrument, der Zugriff auf das kulturgeschichtlich bedeutsame, aber nur mühsam erschließbare Werk Linnés sucht.
Inhalt:
Einleitung Naturgeschichte und Abstraktion | |
Anmerkungen zum Umgang mit den Quellen | |
Teil I: | Uti Territorium in Mappa Geographica |
Struktur und Funktion des Natürlichen System | |
1. Kapitel: | Carl von Linnés Stellung in der inneren Geschichte der Biologie |
1.1 | Praktisch revolutionär, theoretisch bedeutungslos? |
1.2 | Enkapsis und Kombinatorik |
1.3 | Ein epistemischer Bruch |
2. Kapitel: | Linnés Natürliches System - Eine Richtigstellung |
2.1 | Eine unzureichende Erklärung |
2.2 | Liné als Aristoteliker |
2.3 | Werk der Kunst und Werk der Natur |
2.3.1 | Die Kombinatorik des Sexualsystems |
2.3.2 | Zerrüttete Gattungen |
2.3.3 | Künstlich vs Natürlich Diagnose vs Beschreibung |
3. Kapitel: | Das Natürliche System als Karte |
Teil II: | Theoria Scientiae Botanices |
Der Kontext des Natürlichen Systems | |
4. Kapitel: | Linnés Wissenschaftsklassifikation |
4.1 | Naturwissenschaft, Physik und Geschichte |
4.2 | Botanik, Lithologie und Zoologie |
5. Kapitel: | Pflanzenliebhaber |
5.1 | Nicht von Namen, sondern von Eigenschaften der Pflanzen |
5.2 | Der Ausschluß physikalischer Forschung aus der Botanik |
5.2.1 | Botanik und Medizin |
5.2.2 | Botanik und Gartenbaulehre |
5.2.3 | Botanik und Anatomie |
6. Kapitel: | Wahrhafte Botaniker |
6.1 | Sammler |
6.1.1 | Zeichnung und Beschreibung |
6.1.2 | Herbarium |
6.1.3 | Gartenkatalog und Flora |
6.1.4 | Reisen |
6.2 | Methodiker |
6.2.1 | Theorie der Botanik |
6.2.2 | Theoretische und praktische Klassifikation |
7. Kapitel: | Peripherie und Zentrum |
Teil III: | Deus creavit, Linnaeus disposuit |
Zur Begründung des Natürlichen Systems | |
8. Kapitel: | Linnés Kritik an traditionellen Klassifikationsverfahren |
8.1 | "Gesetze der Einteilung" oder "Ablesen de Merkmale"? |
8.2 | Die Kritik an Tourneforts Gattungskennzeichnungen |
8.3 | Das Begründungsproblem |
9. Kapitel: | Das Wesen der Pflanzen |
9.1 | Kollation der Arten |
9.1.1 | Merkmalsanalyse und Habitus |
9.1.2 | Kennzeichnende Merkmale |
9.1.3 | Das Alphabet der Pflanzen |
9.2 | Angenehme Schauspiele |
9.3 | Symmetrie aller Teile |
10. Kapitel: | Die Natur der Pflanzen |
10.1 | Gesetze der Hervorbringung |
10.1.1 | Ökonomie der Natur |
10.1.2 | Theorie der Artkonstanz |
10.1.3 | Artentstehung durch Hybridisierung |
10.2 | Varietäten auf Arten zurückführen |
10.3 | Verfremdungen und Deformationen |
Schluß Botanik und weltweiter Handel | |
Literaturverzeichnis | |
Stellenindex | |
Wortindex |