Die Herstellung von Differenz
6. Kongress des Dachverbands der transkulturellen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im deutschsprachigen Raum e.V. (DTPPP)
6.–8. September 2012 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrie Baselland Liestal
sowie Tagung in Hamm 2012
Thomas Heise, Rebekka Ehret, Joachim Küchenhoff, Ibrahim Özkan & Solmaz Golsabahi (Hg.)
(Das transkulturelle Psychoforum; Bd. 20)
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- 2013
- 176 Seiten
- 17 x 24 cm
- dt.
- EUR 30,00
- ISBN 978-3-86135-193-1
Die Herstellung von Differenz
Die Herstellung von Differenz als Leitthema der Tagung ist die größte Herausforderung des diesjährigen Kongressbandes gewesen. Im Rahmen der Tagung in Liestal/Basel wurden die Mechanismen, die Differenz erzeugen, kritisch hinterfragt.
Kenntnisse der transkulturellen Kompetenz in der Medizin werden entscheidend für die Qualität der medizinischen Versorgung sein. Nicht die exotisierende Faszination in der Beobachtung der Fremden soll im Vordergrund des Fokus sein, sondern die praktische Relevanz in der täglichen Versorgung der Zuwanderungsgesellschaften im gesundheitlichen Sektor. Die komplexe Fragestellung fordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, denn die historische kulturwissenschaftliche Analyse ist genauso unerlässlich wie psychiatrische, psychotherapeutische und psychosomatische Grundkenntnisse.
Jeder Mensch erlebt Situationen der Fremdheit in seinem Leben: Denken wir an den ersten Schultag, an dem wir uns fremd vorkamen und nicht wussten, was auf uns zukommt, an den ersten Tag in unserer neuen Stelle, an dem wir uns einsam und verloren vorkamen u.s.w.
Im Rahmen der Migration entsteht dieses Gefühl der Fremdheit, welches eine doppelte Herausforderung darstellt. Die Fremdheit bekommt eine neue Dimension, welche durch die fehlende Sprache bzw. mangelhafte Fertigkeiten, sich in der Fremde auszudrücken, eine besondere Note erhält.
In diesem Band sind die Beiträge des Kongresses in Liestal sowie der Tagung in Hamm als ein Austausch der Arbeitsgruppenleiter des Dachverbandes zusammengestellt. Die unterschiedlichen Beiträge befassen sich mit den Themen Differenz, Diversity und Umgang mit Patienten mit Zuwanderungsgeschichte im klinischen Setting.
Inhalt:
Konzeptuelle Gedanken zur transkulturellen Psychiatrie und Psychotherapie
- Christina von Braun: Konstruktionen des Anderen. Das Blut als wirkmächtige Metapher
- Joachim Küchenhoff: Die Konstruktion von Differenz: psychoanalytische Annäherungen
- Rebekka Ehret: Zum Subjektwiederherstellungsmodus. Eine ethnologisch-psychoanalytische
Auslegung von Differenz und Fremdheit
- Ibrahim Özkan & Mona Heilek: Inklusion – Gedanken zur Bedeutung für die transkulturell therapeutische Arbeit
- Ibrahim Özkan & Maria Belz: Die Rolle der Tradition in der Medizin? Traditionalisierung von Kultur als Identitätserhalt?
- Monika Englisch: Interkulturelle Supervision – Ein Modell für transkulturelle Verständigung auf
ethnopsychoanalytischer Grundlage
Therapieverfahren im transkulturellen Setting
- Birgit Koch & Edita Lintl: Ganzheitliche Kunsttherapie. Differenz als Chance, Einzigartigkeit wahrzunehmen
und Verbindungen entstehen zu lassen
- Ibrahim Özkan & Berit Scheper: Tanzen durch Kontinente, Kulturen und Epochen: ein alters-, diagnosen- und
herkunftsunabhängiges therapeutisches Angebot in der ambulanten und stationären
psychiatrischen Behandlung
- Beate Hagemeier: Die kreativtherapeutische Arbeit mit Migranten in einer Akutpsychiatrie am Beispiel
der Musiktherapie
- Oliver Schwald & Natascha Mathys: Elterngruppe für kriegs- und foltertraumatisierte Flüchtlinge: erste Erfahrungen
- Elisabeth Distlberger: HIPPY – ein Hausbesuchsprogramm für Eltern mit Kindern von 3 bis 7 Jahre
- Yana Kyrylenko: Besonderheiten der Sprachentwicklung bei mehrsprachigen Kindern
Transkulturellen Aspekte in der täglichen Arbeit
- Eckhardt Koch: Asyl und Psychiatrie – ein therapeutisches Dilemma
- Christiane Reichert, Solmaz Golsabahi-Broclawski & Karl H. Beine: Posttraumatische Belastungsstörung und Substanzmissbrauch: Vergleich zwischen
PatientInnen mit Migrationshintergrund und ohne Migrationshintergrund
- Iwona Schimanski & Wolfgang Schulz: Akkulturationsprozesse von Polinnen, die in Deutschland leben
- Monika Sander, Lena Nising & Martin Vedder: Die sozialpsychiatrischen Kompetenzzentren Migration im Rheinland
- Daniel Wutti: Transgenerationale Übertragungen vor soziopolitischem Hintergrund
- Marcel Sieberer, Ibrahim Özkan, Iris T. Calliess, Marc Ziegenbein: Die psychiatrische Begutachtung im Asylverfahren