(Das transkulturelle Psychoforum; Bd. 6)
ZHAO Xudong wurde 1962 in Südchina geboren und war seit Abschluß des Medizinstudiums 1983 in Kunming in der Psychiatrie tätig. 1988 graduierte er in Chengdu mit einer Forschung zu den Einflüssen des soziokulturellen Wandels auf die Streß-Gesundheits-Verhältnisse bei der Yi-Nationalität in der Provinz Sichuan. Nach einem Deutschkurs an der Tongji-Universität in Shanghai ging er Ende 1990 als Gastwissenschaftler und Doktorrand an die Abt. für Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie der Psychosomatischen Klinik an der Universität Heidelberg. Hier promovierte er mit der vorliegenden Arbeit 1993 magna cum laude und baute dann in China ein Institut zur systemischen Familientherapie auf. Er wurde in Kunming zum Professor für Psychiatrie ernannt. Als Vizepräsident der Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie ist er Mitorganisator und Lehrtherapeut des Deutsch-Chinesischen Ausbildungsprojekts für Psychotherapie in China seit 1997.
Inhalt / Contents:
1. | Einleitung |
1.1 | Begegnung chinesischer Therapeuten mit systemischer Familientherapie |
1.2 | Fragestellungen: Inwieweit benötigt China die Familientherapie? Wie kann man sie anwenden? |
1.3 | Ziel und Aufbau dieser Dissertation: Erörterung der Möglichkeit einer Integration systemischer Familientherapie in die therapeutische Praxis in China |
2. | Literaturübersicht und epistemologische Überlegungen |
2.1 | Familientherapie und im Ausland lebende Chinesen |
2.2 | Die Kluft zwischen China und West als eine Art Beziehung: zur kybernetischen Epistemologie einer kulturvergleichenden Forschung |
3. | Grundlagen systemischer Familientherapie |
3.1 | Entstehung und Entwicklung der Familientherapie |
3.1.1 | Die Pioniere in den 50er Jahre |
3.1.2 | Das Heranwachsen in den 60er und 70er Jahren |
3.1.3 | Familientherapie seit den 80er Jahren: Auf dem Weg zur Integration und Innovation |
3.2 | Die Prämissen und Techniken systemischer Familientherapie |
3.2.1 | Therapie als Verstörung |
3.2.2 | Hypothetisieren - Zirkularität - Neutralität |
3.2.3 | Kontextualität |
3.2.4 | Therapie als Koautorenschaft |
3.3 | Die Heidelberger Schule |
3.3.1 | Theoretische Beiträge - Die Muster der Zeitorganisation und Beziehungsrealität bei "pathologischem Verhalten" |
3.3.2 | Die Praxis der Heidelberger Gruppe |
3.3.3 | Katamnesen |
4. | Ideengeschichtlicher Hintergrund der Verhaltensweisen und des Familialismus der Chinesen |
4.1 | Chinesisches ganzheitliches bzw. "systemisches" Denken |
4.2 | Taoismus und Konfuzianismus - ein symmetrisches und komplementäres Paar |
4.3 | (Pan-)Familialismus und (Pan-)Moralismus |
5. | Die Familiensysteme und die größeren Systeme in China |
5.1 | Demographische und soziologische Beschreibung chinesischer Familien |
5.2 | Der Zyklus des Familienlebens in China |
5.3 | Die Großeltern und die Enkelkinder - glücklicher Anfang und glückliches Ende des Lebens |
5.4 | Dynamik in den Kernfamilien aus einer Mehrgenerationenperspektive |
5.4.1 | Die neuen Entwicklungen der chinesischen Loyalität |
5.4.2 | BOWENs Familiensystemtheorie und chinesische Familien |
5.4.3 | BOSZORMENYI-NAGYs mehrgenerationale Theorien und chinesische Familien |
5.4.4 | STIERLINs "Delegations"-Theorie und WILLIs Ansatz der "Ko-Evolution" |
5.5 | Familienprozesse aus kommunikativen Perspektiven |
5.5.1 | Die schrecklichen Vereinfachungen in dem "Gesichtsspiel" der Chinesen |
5.5.2 | Diesseits und jenseits der Utopie |
5.5.3 | Paradoxe Situationen in chinesischen Familien |
5.6 | Das Heidelberger Modell und chinesische Familien |
5.6.1 | Das Hintereinander des extremen "Hintereinander" und der extremen "Gleichzeitigkeit" |
5.6.2 | Erstinterview eines deutschen Therapeuten mit einer chinesischen Familie |
6. | Die therapeutischen bzw. die helfenden Systeme in China |
6.1 | Das schulmedizinische Versorgungssystem und die Rolle von Psychiatern und Psychologen |
6.1.1 | Ein überlastetes Gebiet |
6.1.2 | Das hilfesuchende Verhalten von Klienten und die therapeutischen Strategien von Ärzten |
6.2 | Die traditionellen Heilkunden |
6.2.1 | Die klassische chinesische Medizin - die psychologischen und kommunikativen Aspekte |
6.2.2 | Die volkstümlichen Heiler - Bedeutung und Anpassungsstrategien im Zuge der Modernisierung |
6.3 | Die Sozialarbeit in China - die weiche, aber mächtige soziale Kontrolle |
7. | Diskussion und Schlussfolgerung |
7.1 | Systemische Familientherapie aus chinesischer Perspektive |
7.1.1 | Ist systemische Familientherapie zu neu, zu weit ihrer Zeit voraus? |
7.1.2 | Ist systemische Familientherapie aktuell? |
7.1.3 | Ist systemische Familientherapie ein Rekurs auf östliche Weisheiten? |
7.2 | Zur pragmatischen Orientierung eines transkulturellen Projekts |
7.2.1 | Innenperspektiven und Außenperspektiven |
7.2.2 | Das kulturelle Ideal und die gesellschaftliche Realität |
7.2.3 | Universalität und Besonderheit |
7.2.4 | Gefühls- und Vernunftsaspekte |
7.2.5 | Harmonisierung und Verstörung |
8. | Zusammenfassung |
9. | Literaturverzeichnis |